2020

 
Projekt: Seminar
Termin: donnerstags um 18:00 Uhr c.t.
Ort: Zentrum für Historische Forschung, Majakowskiring 47, 13156 Berlin-Pankow

Minderheitenrechte, Selbstbestimmung und Volksabstimmungen in Europa nach 1918

Das Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften und das Kulturforum Östliches Europa in Potsdam laden zu einer sechsteiligen Vortragsreihe im Rahmen des Klaus-Zernack-Colloquiums ein. Im Fokus unserer Gespräche stehen dieses Jahr die unmittelbar nach dem Ende des ersten Weltkrieges eingeführten Minderheitsschutzverträge und durchgeführten Volksabstimmungen sowie das Recht kleinerer Völker auf Selbstbestimmung.
 
In Folge der Friedensverhandlungen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde ein Vertrag unterzeichnet, der in die Geschichte als der „kleine Versailler Vertrag“ eingegangen ist. Es handelte sich hierbei um eine Vereinbarung bezüglich der Minderheitsrechte zwischen den Alliierten und dem wieder gegründeten polnischen Staat worin explizit „alle[n] Einwohnern ohne Unterschied der Geburt, der Staatsangehörigkeit, der Sprache, des Volkstums und der Religion den (der) umfassendsten Schutz ihres Lebens und ihrer Freiheit zu gewähren“ war. Dieser Vertrag galt fortan als Vorlage für weitere Minderheitenschutzverträge mit Österreich, der Tschechoslowakei, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Griechenland und der Türkei. Besonders auffällig ist hierbei die Tatsache, dass die wieder oder neugegründeten mittel- und osteuropäischen Staaten die Minderheitsschutzverträge mit den Siegermächten unterzeichneten, ohne dass Letztere diese Schutzkonditionen für ihre eigenen Minderheiten eingeführt haben. Diese rechtlichen Grundlagen hatten zudem eine politische und soziale Neuordnung Europas nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zum Ziel. Doch wie stabil bzw. fragil erwiesen sie sich tatsächlich und mit welchen Problemen im jeweiligen Land wurden sie im Laufe der Zeit konfrontiert? Wer stand hinter den ausgearbeiteten Dokumenten, auf welche ideelle Entwicklung gehen sie zurück und welche weitere Handlungsmaßnahmen wurden unternommen, um einen Schutz für die in der Mehrheitsgesellschaft lebenden Minderheiten zu garantieren? Nicht zuletzt stellt sich auch die Frage nach der Rolle und Gültigkeit der Volksabstimmungen in MOE in der Zwischenkriegszeit.
 
Unsere Vortragsreihe soll einen Raum für Reflexionen über diese historischen Phänomene schaffen. Zugleich sollen diese auch als Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit den heutigen Prozessen der Selbstbestimmung von nationalen, ethnischen, religiösen und anderweitigen Minoritäten in der Europäischen Gemeinschaft dienen. 
 
 
Überblick der Vorträge:
 
20. Februar 2020
Prof. IH PAN, Dr. habil. Maciej Górny (Warschau)
Wer zählt, was zählt? Ethnische Identitäten, die Wissenschaft und der "kleine Versailler Vertrag"
Kommentar: Jun. Prof. Tim Buchen (Dresden)
 
30. April 2020 - ONLINE
Dr. habil. Peter Oliver Loew (Darmstadt)
Nur Polen in Deutschland? Oberschlesier, Masuren und Juden als "polnische Migranten" zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Kommentar: Dr. Sebastian Rosenbaum (Kattowitz)
 
25. Juni 2020 - ONLINE
Dr. Teresa Willenborg (Hannover)
Fremd in der Heimat. Die deutsche Minderheit in Niederschlesien nach 1945
Kommentar: Dr. Irena Kurasz (Breslau)
 
17. September 2020 - ONLINE
Dr. Aleksandra Namysło (Kattowitz)
Jude? Deutscher? Pole? Oberschlesier? Jüdische Minderheiten in Oberschlesien 1914-1950 und ihre Selbstzuordnung
Kommentar: Dr. Marcin Wiatr (Braunschweig)
 
29. Oktober 2020 - ONLINE
Veronika Patočková (Berlin) und Dr. Wolfgang Schwarz (München)
Minderheiten in Tschechien von 1918 bis heute: Deutsche und Roma
Kommentar: Tanja Krombach (Potsdam)
 
3. Dezember 2020
Matthew Frank (Leeds)
“Making minorities history”. Bevölkerungstransfers in Mittel- und Osteuropa im 20. Jahrhundert
 

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