Profil

Das Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften (ZHF) wurde 2006 gegründet. Es ist eine von sechs Einrichtungen der Polnischen Akademie der Wissenschaften im Ausland und die erste mit einem geschichtswissenschaftlichen Profil und eigenen Forschungsprojekten. Seine Aufgabe ist die Erforschung der deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte im europäischen Kontext.
 
Wodurch zeichnen wir uns aus?
 
Der Fokus des ZHF, beruht auf der Durchführung eigener - gemeinsamer und individueller - Forschungsprojekte, an denen Wissenschaftler_innen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern beteiligt sind. Dadurch stellt das ZHF einen wichtigen Kooperationspartner für die deutsche Wissenschaftslandschaft dar. Mitarbeiter_innen des ZHF werden als Referent_innen zu wissenschaftlichen Konferenzen, Filmfestivals und Vernissagen im Kontext historischer und deutsch-polnischer Themen eingeladen. Ebenso führen sie eigene Forschungen durch, die daneben Bestandteil der zeitgenössischen deutschen Geschichtsschreibung sind. Ehemalige und gegenwärtige Historiker_innen des ZHF sind Teil des Präsidiums der Gemeinsamen Polnisch-Deutschen Schulbuchkommission, eines der wichtigsten Foren für die Zusammenarbeit von Historiker_innen und Geograph_innen beider Länder. Zudem leitet das ZHF ein Projekt, in dessen Rahmen ein polnisch-deutsches Geschichtslehrbuch mit dem Titel Europa. Nasza historia / Europa - unsere Geschichte erarbeitet wird. Als das zweite Beispiel für ein transnationales Geschichtslehrbuch in Europa und weltweit - nach dem deutsch-französischen Schulbuch Histoire/Geschichte – entspricht es den Lehrplananforderungen zweier Länder.
 
Unser Einfluss auf die Wissenschaftslandschaft Berlins und Deutschlands
 
Die offizielle Eröffnung des Zentrums für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften fand am 23. November 2006 an der Freien Universität in Berlin statt. An der Zeremonie nahmen u.a. der ehemalige polnische Außenminister Władysław Bartoszewski, der ehemalige deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker sowie viele weitere Gäste und Vertreter_innen der Berliner Hochschul- und Kulturlandschaft teil.
Das ZHF hat ein Netzwerk aus deutschen Wissenschaftler_innen geschaffen, die als Referent_innen, Autor_innen oder Übersetzer_innen an den Projekten des ZHF beteiligt sind. Die größte Errungenschaft dieser Zusammenarbeit ist eine 9-bändige Publikation Deutsch-polnische Erinnerungsorte, an der 130 Wissenschaftler_innen aus sieben europäischen Ländern teilgenommen haben - somit stellt es das größte geisteswissenschaftliche polnisch-deutsche Projekt dar.
Seit 2008 gibt das ZHF das deutschsprachige Jahrbuch Historie heraus, das seit 2019 online erscheint.
Die Seminarreihe des Klaus Zernack Kolloquium nimmt unter den Projekten des ZHF einen besonderen Platz ein. Als internationales Forum dient es der Präsentation von wissenschaftlichen Projekten, die in verschiedenen Ländern Europas und der Welt initiiert wurden und sich inhaltlich mit Polen und deutsch-polnischen Themen auseinandersetzen.
Im September 2015 wurde die Sommerakademie des ZHF ins Leben gerufen. Hierbei handelt es sich um eine Möglichkeit der Zusammenkunft für junge Wissenschaftler_innen aus der ganzen Welt, die eine transnationale Perspektive auf verschiedene historische Fragen ermöglicht. Seit 2020 plant das ZHF weitere Sommer- und Winterakademien, die gemeinsam mit der Krzyżowa Foundation for Mutual Understanding in Europe / Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung organisiert werden.
Dem ZHF angehörig ist außerdem eine Bibliothek, deren Bestand über 12.000 Bände umfasst, darunter vor allem polnische Publikationen, die in anderen Berliner Lesesälen nicht erhältlich sind, sowie wichtige deutschsprachige Titel. Das ZHF hat sich in Berlin bereits mit der Ausstellung My Berlińczycy! Wir Berliner! Eine Geschichte der polnisch-deutschen Nachbarschaft. einen Namen gemacht. Es handelte sich hierbei um ein großes wissenschaftliches und kulturelles Ereignis, das von verschiedenen deutschen medialen Institutionen breit rezipiert wurde. Insgesamt wurde die Ausstellung von etwa 20.000 Menschen besucht.
Gegenwärtig ist die Sichtbarkeit des ZHF in Deutschland mit renommierten ausländischen Institutionen wie dem französischen Centre Marc Bloch oder der US-amerikanischen American Academy vergleichbar.
 
Unsere Zusammenarbeit mit polnischen Institutionen
 
Gemeinsam mit der Botschaft der Republik Polen in Berlin organisiert das ZHF einen angesehenen Wettbewerb um den Wissenschaftlichen Förderpreis des Botschafters der Republik Polen für herausragende Dissertationen und Masterarbeiten aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften zur polnischen Geschichte und Kultur sowie den deutsch-polnischen Beziehungen. Die Preisträger_innen bekommen die Möglichkeit, ihre Arbeiten in der vom ZHF im Jahr 2020 initiierten Verlagsreihe FOKUS. Neue Studien zur Geschichte Polens und Osteuropas. zu veröffentlichen, die im Brill/Ferdinand Schöningh Verlag erscheint.
In den Jahren 2015 - 2018 beteiligte sich das ZHF gemeinsam mit Partnern aus Spanien, Dänemark, Großbritannien und Deutschland an einem Forschungsprojekt mit dem Titel Unsetttling Remembering and Social Cohesion in Transnational Europe (UNREST), das über das EU-Programm Horizont 2020 finanziert wurde. Im Rahmen dieses Projekts koordiniert das ZHF eine Forschung zu Museen des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Das ZHF ist ebenfalls beteiligt an der Forschung der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" zu didaktikschen Fragen bezüglich der Geschichte des Nationalsozialismus und Kolonialismus in Europa.
Das ZHF ist ebenso online präsent, u.a. durch die Newsletter der wichtigsten deutschen Wissenschaftsportale wie H-Soz-Kult, JOE-list und Pol-Int sowie über Social Media. Das Facebook-Profil unter dem Titel Zentrum für Historische Forschung Berlin richtet sich in erster Linie an ein deutschsprachiges Publikum, das sich für die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen interessiert. Die Präsenz auf Facebook dient außerdem dazu, Kontakte zu anderen wissenschaftlichen Einrichtungen zu knüpfen sowie der Förderung der Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung.
Für das Jahr 2020 plant das ZHF die Inbetriebnahme des Internetportals "Geschichte Polens. Bildungsmaterialien". Es enthält deutschsprachige Materialien für Lehre und Forschung zur polnischen Geschichte. Dazu gehören sowohl ins Deutsche übersetzte Originalquellen, eine Vielzahl ikonographischer Materialien als auch Studien von Expert_innen zu bestimmten Themen. Dieses Projekt hat die Aufgabe und das Ziel deutschen Student_innen und Lehrenden die Geschichte Polens näher zu bringen und das Interesse an der Geschichte Mittel- und Osteuropas zu steigern.