2022

„Geschichte als Schlachtfeld?“  Frauen- und Geschlechtergeschichte der letzten 50 Jahre in Europa: Entwicklungen, Erfahrungen, Vergleiche

Was ist Frauen- und Geschlechtergeschichte? Was brachten die letzten 50 Jahre für die akademische Forschung sowie für die Sichtbarkeit von historischen Frauengestalten in den Debatten? Warum wird dieses Themenfeld in unserer Vorlesungsreihe von Klaus-Zernack-Colloquien im Jahre 2022 mit der martialischen Allegorie „Schlachtfeld“ in Zusammenhang gebracht? Ist das Zitat von Enzo Traverso sowie seine Überlegungen zur Instrumentalisierung der Geschichte im Zeitalter der Extreme auch eine passende Diagnose für die Präsenz und Wahrnehmung der Frauen- und Geschlechtergeschichte im öffentlichen Raum?
In den Veranstaltungen des Klaus-Zernack-Colloquiums in diesem Jahr wollen wir gemeinsam über Institutionalisierungsangebote der Frauenforschung, Debatten zu gravierenden Fragen der Geschichtswissenschaft sowie über mehrdimensionale Verknüpfungen bisher unverbundener Bereiche der historischen Forschung sprechen. Darüber hinaus wollen wir mit den eingeladenen Experten/-innen über den Stand der Geschichtsschreibung in Europa nachdenken, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Übernahme neuer Forschungsperspektiven und deren Anpassung an nationale und kulturelle Kontexte reflektieren. Das Thema des Colloquiums steht ganz im Zeichen des wissenschaftlichen Erbes des Namensgebers der Reihe, des Historikers und Osteuropaexperten Klaus Zernack, indem wir über beziehungsgeschichtliche Prozesse reflektieren. Dazu wollen wir über unser Thema in einer multidimensionalen und vergleichenden Perspektive sprechen. Dies ermöglicht uns die Darstellung unterschiedlicher Erfahrungen und Entwicklungen der europäischen Frauen- und Geschlechtergeschichte.
Wenn wir über den Stand der Geschichtsschreibung in Europa nachdenken, sollten wir im Blick haben, wie neue Forschungsperspektiven angenommen und an jeweils spezifische nationale und kulturelle Kontexte angepasst werden. Für eine solche vergleichende Perspektive haben wir Referentinnen und Referenten angefragt, die in möglichst unterschiedlichen europäischen Ländern arbeiten oder diese vertreten.

Konzeption und Organisation der Reihe:
Iwona Dadej (CBH PAN Berlin/ IH PAN Warszawa) in Zusammenarbeit mit Ariane Afsari (Deutsches Kulturforum östliches Europa in Potsdam)

 

1. Klaus Zernack Colloquium 2022
Round table: „Geschichte als Schlachtfeld?“  Frauen- und Geschlechtergeschichte der letzten 50 Jahren in Europa: Entwicklungen, Erfahrungen, Vergleiche
Donnerstag, 27. März 2022
 
In der einführenden Diskussion wollen wir gemeinsam über die Entwicklungen, Etablierung, Erfahrungen sowie über die Veränderungen in der historischen Frauen- und Geschlechterforschung in einem europäischen Vergleich sprechen. Die kurze Beiträge unserer Gäste beziehen sich auf die landesspezifische Gegebenheiten sowie auf die Institutionalisierung, Sichtbarkeit der Themen in der Forschung und nicht zuletzt auf die Vernetzung der Forschenden in diesem Bereich. Welche Parallelen und welche Differenzen, Gleichzeitigkeiten und Ungleichzeitigkeiten sind in dem Vergleich festzustellen? Was sind die Diagnosen für die turbulenten Zeiten?
 
Unsere Gäste:

Dr. Olga Sasunkievich, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität in Göteborg,
Prof. Tiina Kinnunen, Lehrstuhlinhaberin für Finnische und Nordeuropäische Geschichte an der Universität in Oulu
Dr. Nicola Camilleri, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität in Padua
Moderation: Dr. Iwona Dadej

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2. Klaus Zernack Colloquium 2022
Regionalgeschichte(n) schreiben? Galizien, Schlesien und Elsass im Vergleich
Donnerstag, 7. April 2022
Eine Lokal- oder Regionalgeschichte zu schreiben ist eine Herausforderung heutiger Zeit. Mehr und mehr versuchen einige Regierungen in Europa eine zentral gesteuerte Geschichtspolitik durchzusetzen. Dabei entsteht das Risiko, dass die historische, kulturelle Vielfalt der Regionen und ihre multiethnische und plurikonfessionelle Erbe aus der Erzählung verschwindet. Umso wichtiger erscheint es, dass sich zahlreiche Institutionen, Vereine und „barfuß Historiker“ auf lokaler und regionaler Ebene mit den verschiedenen Aspekten der Geschichtserzählung in ihren „Heimaten“ auseinandersetzen. Ein Aspekt, der besonders in unserem Colloquium  in Fokus kommt, ist die Geschlechterperspektive: bei Herangehensweisen und Themenwahl wird sie sowohl in der Forschung als auch in den Popularisierung zunehmend berücksichtigt. Insofern fragen wir an dem Abend danach, ob Regionalgeschichte auch Geschlechtergeschichte sei?
 
Unsere Gäste:
Prof. Dietlind Hüchtker, Lehrstuhlinhaberin für Historische transregionale Studien der Universität Wien
Dr. Joanna Hytrek-Hryciuk, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Muzeum Pana Tadeusza am Zaklad Narodowy imienia Ossolinskich in Wroclaw
Dr. Joseph Schmauch, Direktor und Leitender Denkmalpfleger des Kulturerbes der Archive des Departements de Seine-et-Marne.
Moderation: Dr. Iwona Dadej und Ariane Afsari
 

 


 

3.  Klaus Zernack Colloquium 2022
Exilgeschichte(n) in Geschlechterperspektive
Donnerstag, 9. Juni 2022

Migration und Exil sind unabdingbare Komponenten der conditio humana. Über das Phänomen der menschlichen Mobilität und Bewegung über Länder- und Staatsgrenzen hinweg wurde schon sehr viel geschrieben, gedichtet und geforscht und nicht selten dabei auch widersprüchlich diskutiert. In Rahmen unserer Veranstaltung wollen wir gemeinsam darüber nachdenken, vor welchen Herausforderungen und Versprechungen die gegenwärtige Exilforschung steht. Darüber hinaus wollen wir die Rolle der Geschlechterperspektive bei der Erforschung und bei den Erzählungen vom Leben im Exil erörtern.

Unsere Gäste:

Prof. Dr. Marion Röwekamp, Lehrstuhlinhaberin der »Wilhelm und Alexander von Humboldt Professur« im Bereich Geschichte und Recht an Colegio de Mexico.
Dr. Marcin Wiatr, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Leibniz-Instituts für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut
Moderation: Dr. Iwona Dadej und Ariane Afsari

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4. Klaus Zernack Colloquium  2022
Jüdisch-polnisch-deutsche Geschichte(n) in der Geschlechterperspektive: Historie einer engen Verflechtung
Donnerstag, 27. Oktober 2022

Kann die Geschichte eines deutschen, eines polnischen, ja eines europäischen Judentums in der Moderne, vor allem im »Zeitalter der Extreme« ohne Berücksichtigung der Frauen bzw. einer Geschlechterperspektive geschrieben werden? Inwieweit nehmen die Geschichtsschreibung und ihre Varietäten, also auch die Jewish Studies, Frauen als handelnde Subjekte wahr und stellen ihre sozialen und kulturellen Lebensbedingungen sichtbar dar? Mit welchen Diagnosen und Prognosen können wir auf die Entwicklungen in Geschichtsforschung und -popularisierung blicken?

Unsere Gäste:

Dr. Angelique Leszczawski-Schwerk,
Dr. Katrin Stoll, wissenschaftlcihe Mitarbeiterin am Imre-Kertesz-Kolleg in Jena
Moderation: Dr. Iwona Dadej und Ariane Afsari

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5. Klaus Zernack Colloquium 2022
Frauen in der Forschung, Frauenforschung und Geschlechterforschung - Entwicklungen und Enttäuschungen: das Beispiel Polen.
Donnerstag, 19. Januar 2023, 18:00 – 20:00 Uhr, online

Unsere abschließende Sitzung dieser Reihe widmet sich dem kulturellen und politischen Kontext in Polen. Wir sprechen über die vermeintliche Abschottung Polens in den 1960 und 1970er Jahren von den intellektuellen Quellen der Revolution der 1968er im sog. Westen. Zudem diskutieren wir über lokale Pionierinnen der Frauenforschung sowie über die Etablierung der Idee der feministischen Studien. Thematisiert werden auch die Rückschläge sowie notwendige strukturelle Lösungen, die in Polen (nicht) vorhanden waren und sind.

Unsere Gäste :

Dr. Katharina Kinga Kowalski, Kulturwissenschaftlerin, wissenschaftlcihe Mitarbeiterin an der Technischen Universität Berlin
Dr. hab. Dobrochna Kałwa, Historikerin, Professorin an der Universität Warschau
Die Moderation übernimmt Dr. Iwona Dadej, IH PAN Warschau.

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