Deutsch-Polnische Erinnerungsorte, Band 2: Geteilt/Gemeinsam

Redaktion: 
Hans Henning Hahn, Robert Traba
Erscheinungsort: 
Verlag: 
Erscheinungsjahr: 
2014
ISBN: 
978-3-506-77339-5

Deutsche und Polen teilen viele Erinnerungen, die jedoch unterschiedlichen Identitätsbedürfnissen in beiden Gesellschaften entsprechen. Die hier vorliegenden Essays über gemeinsame und geteilte deutsch-polnische Erinnerungsorte erlauben analytische Einblicke in die Erinnerungskulturen beider Länder, in ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Die deutsch-polnische Nachbarschaft bringt es mit sich, dass sich ohne die Kenntnis der jeweils anderen Geschichte auch die eigene nur unvollkommen verstehen lässt. Die Autoren der hier versammelten Beiträge überwinden die nationalen Schemata, indem sie die deutschen und polnischen Erinnerungskulturen in gesellschaftlichen, regionalen, genderbezogenen und konfessionellen Kontexten betrachten.

 

Wie man in die Geschichte hineinruft, so schallt es aus ihr heraus. Wer von ihr nicht nur hören will, was ihm ohnehin vertraut ist, muss den Standort wechseln. Ein Schritt ins Ungewisse. Die Deutsch-Polnischen Erinnerungsorte wagen ihn, sie fordern uns heraus, die Geschichte unvertraut zu sehen. Nur so werden Einsichten möglich, die man nicht erwartet hatte.
In diesem Werk gelingt ein ungewohnter Blick in die Geschichte: Es werden „Orte“ aufgesucht, mit denen im kollektiven Gedächtnis der Deutschen und der Polen unterschiedliche, nicht selten gegensätzliche Erfahrungen verbunden sind. Das scheinbar Selbstverständliche mit den Augen des anderen betrachten, heißt, sich selbst und die eigene Geschichte besser verstehen.

Prof. Dr. Dieter Langewiesche

 

Die Deutsch-Polnischen Erinnerungsorte sind eine ungewöhnliche, kühne, fast extravagante Forschungsidee. Pierre Noras Begriff „Erinnerungsort“ hat sich in vielen Ländern ausgebreitet, doch die meisten Arbeiten gelten bislang nationalen Erinnerungsorten.
Das Besondere an den Deutsch-Polnischen Erinnerungsorten besteht darin, dass die Grenzen einer nationalen Gemeinschaft überschritten werden. Die Analyse von Erinnerungsorten zweier benachbarter Gesellschaften zeigt, was teilte (und teilt), aber ebenso auch, was verband (und verbindet). In der Geschichte der deutsch-polnischen Nachbarschaft gab es sowohl schmerzliche Konflikte als auch Zeiträume einträchtigen Miteinanders. Das Wissen darum, was den beiden Gesellschaften gemeinsam ist, selbst wenn es meist unterschiedlich ausgedrückt wird, und darum, was sie unterscheidet, vertieft das gegenseitige Verständnis und lehrt Respekt vor einer immer reicher werdenden Welt der Vielgestaltigkeit.

Prof. Dr. Barbara Szacka

Inhaltsverzeichnis: 
9

Deutsch-Polnische Erinnerungsorte

11
ZUR EINFÜHRUNG
Maciej Górny, Hans Henning Hahn, Kornelia Kończal, Robert Traba

REVOLUTIONEN UND UTOPIEN

15
EUROPA
»Eurinnerung«
Maciej Górny
39
AMERIKA
Eine Utopie, die Wirklichkeit werden sollte
Stefan Bednarek und Michał Matlak
57
RUSSLAND
Bezugspunkt für Deutsche und Polen
Edmund Dmitrów
81
AKT VON GNESEN
Ein Gipfeltreffen im Jahr 1000
Heidi Hein-Kircher
93
LODZ
Gegen den Strich
Hans-Jürgen Bömelburg
111
HAMBACH
Die Gemeinschaft der Freunde
Jerzy Kałazny
123
POLISH JAZZ
Polish Jazz on my mind
Marta Domurat-Linde und Christian Schmidt-Rost
137
1968
Zweierlei Revolten
Leszek Zylinski
159
SOLIDARNOŚĆ
Selbstbeschränkte Revolution
Jerzy Holzer
179
JOHANNES PAUL II.
Das Revolutionäre des Sakralen?
Robert Zurek
199
1989: MAUERFALL & RUNDER TISCH
Asymmetrische Gründungsmythen
Piotr Buras und Burkhard Olschowsky

STOLZ UND SCHAM

227
OSTKOLONISATION
Zivilisation aus dem Westen?
Leszek C. Belzyt
247
DEUTSCHER ORDEN
Verfluchte – Helden
Igor Kakolewski
273
AUGUST DER STARKE
Guter Mäzen und schlechter König?
Miloš Rezník
295
AUGUST DER STARKE
Guter Mäzen und schlechter König?
Miloš Rezník
311
POLNISCHE SENSENMÄNNER
»Gewaltige Kraft, die im Volke steckt«
Daniela Fuchs-Frotscher
232
GASTARBEITER
Migrations(un)wirklichkeit
Sandra Bieler, Maria Gierlak und Jarosław Janneck
339
MAXIMILIAN KOLBE
Was darf ein Heiliger?
Christian Pletzing
351
BROMBERGER BLUTSONNTAG
Unklare Fakten, klare Interpretationen
Markus Krzoska
365
LAMSDORF
Können Täter Opfer werden?
Bernard Linek