Neuerscheinung - ein Text von Aleksandra Burdziej, Wolfram Meyer zu Uptrup und einer deutsch-polnischen Autorengruppe

24.10.2022

 

Gedenkort für die Opfer Polens im Zweiten Weltkrieg:

Erinnerungskultur nach der Zeitenwende überdenken und neu ausrichten!

Aus der deutschen und polnischen Zivilgesellschaft erheben Wissenschaftler und Personen, die sich seit langen Jahren für die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern einsetzen, die Forderung, die Rituale der Erinnerungskultur der letzten Jahrzehnte gemeinsam zu überdenken und neu auszurichten.
Das imperialistische Ausgreifen Rußlands gegen seine Nachbarstaaten, wie zuletzt gegen die Ukraine, zeigt, dass zentrale Formeln der Erinnerungskultur ihren Sinn eingebüßt haben.

Der in Berlin geplante Erinnerungsort für die Opfer Polens im Zweiten Weltkrieg sollte die neuen Herausforderungen annehmen und reflektieren. Dazu sei insbesondere eine konsequente Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure sinnvoll und notwendig.

Den vollständigen Text der Überlegungen, die ihren Ausgang bei den deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Gesellschaften nahmen, entnehmen Sie bitte dem Anhang.

 

Gedenkort für die Opfer Polens im Zweiten Weltkrieg: Wir diskutieren weiter

Im Oktober 2021 beschloss der Bundestag, „an prominenter Stelle in Berlin einen Ort zu schaffen, der im Kontext des besonderen deutsch-polnischen Verhältnisses den polnischen Opfern des Zweiten Weltkrieges“ gewidmet ist. Damit solle „ein Ort der Begegnung und Auseinandersetzung mit der Geschichte“ entstehen.
Die Bundesregierung beauftragte damals das Auswärtige Amt, ein erstes Konzept für dieses Projekt vorzulegen, und so legte die Regierung das Konzept für den „Ort des Erinnerns und der Begegnung mit Polen“ im September 2021 dem Deutschen Bundestag vor.
Nach der Regierungsbildung Ende 2021 wurde die Zuständigkeit für die Realisierung dieses Projektes an die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien übergeben. Auch wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine ist das Projekt etwas aus dem Blick des öffentlichen Diskurses geraten. Nichtsdestotrotz bleibt das Projekt – auch gerade vor dem Hintergrund der neuen Herausforderungen, die angesichts des Krieges vor Polen und Deutschland stehen – eine durchaus wichtige Initiative.
Wir haben als Vertreter der Zivilgesellschaften Deutschlands und Polens uns gemeinsam Gedanken über das Vorhaben eines Gedenk- und Begegnungsortes gemacht und über die Gelingensbedingungen diskutiert. Wir sind der Auffassung, dass in diesem Projekt bereits die Konzepte und Formeln der Erinnerungskultur, wie sie jahrzehntelang in Deutschland und Polen gepflegt worden sind, grundsätzlich überdacht werden müssen. Ferner sind wir überzeugt, dass das Projekt nur dann tatsächlich ein Erfolg werden kann, wenn die Zivilgesellschaften beider Länder aktiv in der Realisation beteiligt sind.
Unser gemeinsamer Text ist als ein Impuls und erster Diskussionsbeitrag zu verstehen. Wir laden dazu ein, die Diskussion wieder aufzunehmen und weiterzuführen.

Dr. Aleksandra Burdziej (Vorsitzende des Landesverbandes der Polnisch-Deutschen Gesellschaften)
Prof. Dr. Igor Kąkolewski (Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften)
Dr. Wolfram Meyer zu Uptrup (Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutsch-Polnischen Gesellschaften)