KLAUS ZERNACK COLLOQUIUM, 10.05.2016

10.05.2016

10.05.2016 19:00 Uhr PD Dr. habil. Tobias Weger (Oldenburg)
Die „ewige Stadt“ Rom. Zwischen antikem Erbe, christlicher und weltlicher Erinnerung einer außergewöhnlichen Hauptstadt
Kommentar: Prof. Elżbieta Dzikowska (Łódź)

Rom – in kaum einer europäischen Hauptstadt laufen so viele unterschiedliche Erinnerungsstränge zusammen. In der Antike etwa waren die legendäre Gründung durch Romulus und Remus oder die Tugendhaftigkeit republikanischen Wirkens eine Projektionsfläche; später bilden das Martyrium früher Christen, das enge Kirchen- und Klosternetz mit den beiden Machtzentren Lateran und Vatikan eine einmalige Erinnerungslandschaft. Mit dem Risorgimento des 19. Jh., der kurzlebigen Repubblica Romana und schließlich der Einigung Italiens treten weitere politische Erinnerungsmomente hinzu, aber auch die Monarchie, für die Rom schließlich zur Hauptstadt wurde. Mit dem Gedächtnis an die faschistische Diktatur musste die Republik ab 1945 umgehen, Kontinuitäten und Brüche sind dabei bis heute deutlich erkennbar – Erinnerungsorte des Terrors verteilen sich neben Monumentalbauten der Mussolini-Ära über das Stadtgebiet.

Der Vortrag fragt nach der Verflechtung lokaler, regionaler, nationaler, europäischer und globaler Erinnerungskomponenten in Rom. Daneben sollen konfessionelle, religiöse, soziale und politische Aspekte der Erinnerungskultur Roms berücksichtigt werden.

 

PD Dr. habil Tobias Weger ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa in Oldenburg. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die neuere und neueste Geschichte, die historische Stereotypenforschung und das historische Gedächtnis, die Geschichte der böhmischen Länder, der Tschechoslowakei und Schlesiens, die Geschichte der „völkischen“ Bewegungen in Mitteleuropa sowie die Kultur- und Sozialgeschichte.