KZC 2019: Das „tribal” Museum

16.05.2019

Identitätsfabriken?
Museen & historische Bildung in Polen

im Rahmen des Klaus Zernack Colloquiums

Prof. Dr. Yvonne Kleinmann (Aleksander-Brückner-Zentrum), Prof. Dr. Michael G. Müller (Halle-Wittenberg) und Prof. Dr. Igor Kąkolewski (ZHF Berlin)
laden Sie herzlich zum Vortrag von

Prof. Ewa Manikowska 

Das „tribal” Museum. Zeitgenössische Ansätze zur institutionellen Vergangenheit in Polen

mit einem Kommentar von Dr. Małgorzata Stolarska-Fronia (Berlin)

In den letzten Jahren fungierte die Erforschung der institutionellen Vergangenheit als Leitfaden der Tätigkeit vieler Museen weltweit. Auf die Entstehung dieses Phänomens übten neue Trends in der akademischen Forschung, wie Postkolonialismus, Critical Heritage Studies, Digitalisierung, Globalisierung, oder Demokratisierung einen erheblichen Einfluss aus. Dank der neuen methodologischen Ansätze begannen die Museen sich mit ihrer unbequemen Vergangenheit auseinanderzusetzen, sodass Fragen der Menschenrechte und Stimmen der Gesellschaft in ihrer Arbeit eine immer größere Rolle spielten.  

In diesem Vortrag wird der Frage nachgegangen, inwiefern die beschriebenen Entwicklungstendenzen im polnischen Kontext zum Ausdruck kommen. Der Hauptfaden des Vortrages wird die Restitutionsgeschichte des Gemäldes von Melchior Geldorp „Portrait einer Dame“ im Nationalmuseum in Warschau sein. Die Autorin des Vortrages möchte zeigen, dass polnische Museen, trotz unternommener Versuche der institutionellen Modernisierung, ihrer schwierigen Vergangenheit, die mit der Nachkriegsnationalisierung, dem Holocaust und den Grenzverschiebungen zusammenhängt, nicht entgegengetreten sind. Am Beispiel der Restitutionsfrage wird sie versuchen aufzuzeigen, dass es in den polnischen Museen immer noch gewisse Verhaltensmuster im Umgang mit der Vergangenheit und dem Kulturerbe gibt, die sie unter dem Begriff „tribal“ klassifiziert. Im Vortrag werden außerdem einige Museumsbeispiele aus Polen diskutiert, die, inspiriert durch die neuen Entwicklungen in den Geisteswissenschaften, einen Versuch der institutionellen Umwandlung unternahmen und sich mit der schwierigen Geschichte befassten.

 

Prof. Ewa Manikowska ist außerordentliche Professorin am Institut für Kunstgeschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Geschichte des Sammelns, Luftbilder, Kulturerbe und den Bereich der Kunstrestitution. Sie ist Autorin der Publikation Photography and Cultural Heritage in the Age of Nationalisms (1867–1945). Europe’s Eastern Borderlands (Bloomsbury 2019). Derzeit ist sie Leiterin des polnischen Teams im Projekt Digital Heritage in Cultural Conflicts im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020.

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