KLAUS ZERNACK COLLOQUIUM, 09.02.2016

09.02.2016

Julia Röttjer

Von Häftlingsgedenken und internationaler Diplomatie.
Der Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau in den 1980er und 1990er Jahren

Kommentar: Dr. Zofia Wóycicka

Als am 27. Januar 2015 der 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau begangen wurde, war der internationalen Presse zu entnehmen, dass dieses Mal, anders als vor 10 Jahren, nicht die Reden der Politiker, sondern die ehemaligen Häftlinge im Zentrum der Feierlichkeiten stehen sollten. Doch anhand der wechselvollen Geschichte dieses Gedenktages wird deutlich, dass das Narrativ der Gegenüberstellung von persönlichem Opfergedenken und Politik, wie so oft, stark vereinfacht. Die Herausbildung der heutigen Form und Praxis der Jahrestage in Auschwitz-Birkenau gibt Aufschluss darüber, in welche geschichtspolitischen Argumentationen und Verflechtungen das Gedenken an Auschwitz-Birkenau eingebunden wurde. Welchen Dramaturgie folgten die Jubiläen, welche Orte wurden innerhalb der Gedenklandschaft in den Mittelpunkt gerückt, wer waren die Akteure? Welchem Wandel waren diese Konstellationen vor und nach 1990, auch im Zusammenspiel mit anderen Formen den Gedenkens unterworfen - und welche Kontinuitäten zeitigten sie?

Julia Röttjer ist Osteuropa-Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz. Sie arbeitet im Rahmen eines Forschungsprojekts an ihrer Dissertation über die Geschichte des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau als UNESCO-Weltkulturerbe seit 1979.