Prof. Klaus Zernack gestorben

02.11.2017

Sehr geehrte Damen und Herren,         
Liebe Freunde,

mit Bedauern gebe ich bekannt, dass Professor Klaus Zernack am 3. November 2017 nach langer Krankheit verstorben ist.

Die Historikergemeinschaft hat einen herausragenden Wissenschaftler verloren, den Begründer einer neuen Forschungsperspektive der Geschichte Ost- und Ostmittel-europas. Im Kreise seiner Freunde und Kollegen hinterlässt er eine Leere, die niemand auszufüllen vermag. Für uns war er nicht nur ein richtungsweisender Wissenschaftler, sondern auch eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die uns inspiriert und stets eine positive Atmosphäre im wissenschaftlichen Austausch geschaffen hat.

Innerhalb des umfangreichen wissenschaftlichen Schaffens von Klaus Zernack hat die Geschichte Polens eine besondere Rolle gespielt. Ihr hat er seine wichtigsten Arbeiten gewidmet, u.a. die zu einem Klassiker in der Geschichtswissenschaft gewordene Synthese  Polen und Russland. Zwei Wege in der europäischen Geschichte.
Als Vorsitzender der Historischen Kommission zu Berlin hat er in den 1980er Jahren die Forschung polnischer Wissenschaftler unterstützt. Von 1987 bis 2000 war er Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission der Historiker und Geographen der UNESCO und ab 1995 Mitglied des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig.

Für seine Errungenschaften wurde er mit den wichtigsten Ehrungen aus der wissenschaftlichen community ausgezeichnet, u.a. wurde ihm 1989 der Titel doctor honoris causa  der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen und 1997 der Universität Warschau verliehen. Er war zudem auswärtiges Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

Seit 2006 stand Klaus Zernack in einer besonderen Beziehung zum Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Hier hat er einen seiner letzten Vorträge gehalten und wurde 2010 zum Schirmherr desnach ihm benannten Veranstaltungszyklus „Klaus Zernack Colloquium“. Zudem würdigte man seine Person mit einer speziellen Ausgabe der Publikation „Historie. Jahrbuch des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften“ (Folge 4, 2010/2011: Deutsch-polnische Beziehungsgeschichte). Sein Konzept der Beziehungsgeschichte, mit dem er Nationalgeschichten erforschte, etablierte sich in der Wissenschaft und griff die heute so bekannten Konzepte der Verflechtungsgeschichte oder historie croisée vor.aus.             
Das, was die Persönlichkeit Klaus Zernacks sowie seinen wissenschaftlichen Beitrag ausmachen, gibt die folgende Aussage seines engen wissenschaftlichen Weggefährten wieder, Professor Henryk Olszewski:

„Klaus Zernack ist ein Europäer, der nach Antworten auf die Frage nach der ‚Urgeschichte’ einer reichhaltigen Nachbarschaft sucht, die Deutsche und Polen wechselweise einander angenähert und voneinander entfernt hat. Er ist nicht nur ein ausgezeichneter Kenner der polnischen Geschichte, sondern er begegnet Polen mit Wertschätzung und Sympathie“.

Die Trauerfeier von Professor Klaus Zernack findet in Berlin am 17. November um 11:30 Uhr im Krematorium Ruhleben, Am Hain 1, 13597 Berlin statt.

Robert Traba und die Mitarbeiter des Zentrums für Historische Forschung Berlin
der Polnischen Akademie der Wissenschaften