Polish Avant-garde in Berlin/Polnische Avantgarde in Berlin

14.12.2017 bis 15.12.2017

Polish Avant-garde in Berlin/Polnische Avantgarde in Berlin
Conference on the occasion of the 100th anniversary of the Polish avant-garde movement

Am 14. und 15. Dezember 2017 fand im Zentrum für Historische Forschung Berlin die Konferenz Polnische Avantgarde in Berlin statt. Anlässlich des diesjährigen 100. Jubiläums der Avantgarde standen die Beziehungen zwischen polnischen Avantgarde-Künstlern und dem Berliner Künstlerumfeld von den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart im Vordergrund der Tagung.

Internationale Wissenschaftler aus Österreich, Israel, Deutschland, Polen und der Ukraine haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die vielfältigen Themenbereiche geführt. Die Themenfelder umfassten u.a. das Wirken der Mitglieder der Posener Gruppe BUNT, der Gruppe Jung Idysz sowie der Kultur-Lige, der Formisten, die Kunst von Teresa Żarnowerowna und Mieczysław Szczuka. Vorgestellt wurde außerdem die faszinierende Lemberger Avantgarde. Die gegenwärtige polnische Kunst in Berlin wurde besprochen im Zusammenhang u.a. mit der 7. Berlin Biennale 2012, dem künstlerischen Schaffen von Ewa Partum, der Ausstellung polnischer Kunst in Berlin oder dem Versuch die avantgardistische Tradition nach dem Zweiten Weltkrieg fortzusetzen.

Die Konferenz hatte einen internationalen Charakter und war in verschiedene Fachvorträge gegliedert, welche die wichtigsten Aspekte rund um die Polnische Avantgarde in Berlin thematisierten. Die zentralen Fragen und Problemstellungen ergeben sich dabei aus einem Migrationsdasein vieler Künstler. So spielten das Spannungsverhältnis zwischen Zentrum und Peripherie, Fragen nach sich stets wandelnder Identität sowie ihrer Manifestation in der Kunst und auch feministische sowie sozial engagierte Kunst eine wesentliche Rolle.

Fotodokumentation: Rudolf Leppin

            

Informationen zur Tagung:

Die Tagung reiht sich in die Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum der polnischen Avantgarde ein, die 2017 in Polen begangen werden. Thematisch umfasst sie vor allem die Beziehungen zwischen den polnischen Künstlern der Avantgarde und den Berliner Kreisen von den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.

Berlin stellt einen der Schlüsselorte auf der Landkarte transnationaler avantgardistischer Bewegungen dar. Es brachte und bringt immer noch Kulturschaffende unterschiedlicher Nationalitäten, Glaubens und Kulturen zusammen, darunter Künstler, Literaten, Dichter, Musi-ker, Theaterschaffende, Sammler und Kunstkritiker aus Polen. In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts machten insbesondere solche Künstler auf sich aufmerksam wie Stanisław Przybyszewski, die Gründer und Mitglieder der Posener Gruppe BUNT, die Mitglieder der Gruppen BLOK und Formiści (Formisten), innovative Kunsttheoretiker, Dichter und Schriftsteller (Tadeusz Peiper und Aleksander Wat) und heute schon klassische Künstler der Avantgarde internationalen Ranges wie Henryk Berlewi und Teresa Żarnowerówna. Sie alle waren aktive Mitglieder der Berliner Avantgarde, sie ließen sich von ihr inspirieren und sie brachten neue, in der westeuropäischen Kultur bislang unbekannte Ideen und Perspektiven im Hinblick auf Form und Ikonografie mit sich. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg hatten polnische Künstler an der Berliner Kunstszene teil, sie arbeiteten und lebten in Berlin und präsentierten ihre Werke u.a. auf der Berliner Biennale. Hier sind solche Namen zu nennen wie Katarzyna Kozyra, Jerzy Kosałka, Paweł Althamer, Wilhelm Sasnal oder etwa Artur Żmijewski als Kurator der 7. Biennale.

Die Tagung soll sich nicht nur auf Themen aus der Kunstgeschichte begrenzen, sondern Inte-ressierte sind auch dazu eingeladen, Referate aus der Literatur-, Theater-, Musik- und Filmwissenschaft einzureichen. Die Forschungsprobleme müssen dabei keine genauen chronologischen Zäsuren haben.

In Anbetracht eines interdisziplinären Verständnisses des Paradigmas der polnischen Avant-garde in Berlin möchten wir den Blick insbesondere auf folgende Probleme und Forschungsfragen richten:

  • Prozesse und Ursachen, die die Präsenz polnischer Avantgardisten in Berlin ermöglichten, darunter der Einfluss politischer Ereignisse sowie gesellschaftlicher und kul-tureller Veränderungen
  • Transfer, Einfluss, Aneignungs-, Ablehnungs- oder Modifikationsprozesse von künstlerischen Ideen
  • Kontakte zwischen deutschen und polnischen Künstlern, ihre gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe
  • Teilnahmen polnischer Avantgarde-Künstler an Ausstellungen, Konzerten und Vorstellungen
  • deutsch-polnische (Berliner) Künstlergruppen
  • Rezeption der polnischen Kunst der Avantgarde in Berlin durch die Kunstkritik, Presse und Öffentlichkeit
  • die polnische Avantgarde vor dem Hintergrund des Berliner Kunstmarkts
  • kann die Kunst der Avantgarde als Träger nationaler oder kultureller Besonderheit – insbesondere im Ausland – fungieren, oder strebt sie eher nach einer universellen, transnationalen Form?