Klaus Zernack Kolloquium, 11.07.2017

11.07.2017

Vortragsreihe Migrationsprozesse und Kulturtransfer. Deutsche und polnische Kontexte im Rahmen des Klaus Zernack Colloquiums
Prof. Dr. Michael G. Müller und Prof. Dr. Robert Traba laden gemeinsam mit Prof. Dr. Igor Kąkolewski ein zum Vortrag von Dr. Ute Sonnleitner (Graz)
„Bewegte Schauspieler_innen“ Mobilitäten deutschsprachiger Künstler_innen (1850-1950)
Kommentar: Dr. Berenika Szymanski-Düll (München)
Dienstag, den 11. Juli 2017, 19:00 Uhr

Bibliothek des Zentrums für Historische Forschung Berlin
der Polnischen Akademie der Wissenschaften
Majakowskiring 47
13156 Berlin-Pankow

Im Fokus des Vortrags stehen die Mobilitäten deutschsprachiger Schauspieler_innen in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vor allem die ambivalenten (Dis)Kontinuitäten der skizzierten Zeitspanne und deren Auswirkungen auf die Künstler_innen. Besondere Aufmerksamkeit schenkt Ute Sonnleitner dabei der Betonung eines Postulats der Sesshaftigkeit im deutschsprachigen Raum. Dessen Auswirkungen auf Muster der Selbst- und Fremdwahrnehmung, die starke Wechselwirkung des Faktors Mobilität mit intersektionalen Diffe-renzkategorien werden am Beispiel darstellender Künstler_innen aufgezeigt.

Die Bewegungen von Schauspieler_innen reichten weit über die Grenzen der deutschsprachi-gen Gebiete Mittel und Zentraleuropas hinaus und stießen teils auf großes Medienecho; zahlrei-che Akteur_innen verfassten zudem in Aufzeichnungen diverser Art Schilderungen ihrer Erfah-rungen. Diesbezüglich kann vor allem auch im Vergleich zu anderen Gruppen von Migrierenden ein äußerst vielfältiger Quellenbestand konstatiert werden. Anhand einer qualitativen Untersuchung ausgewählter Selbstzeugnisse wird exemplarisch den mobilen Erfahrungswelten von darstellenden Künstler_innen nachgespürt. Hierbei soll insbesondere nach dem Stellenwert gefragt werden, den die „Vermittlung von Kultur“ im geschilderten migratorischen Gefüge einnahm.

Dr.in Ute Sonnleitner leitet das Bildungsreferat des ÖGB Steiermark. Von 2008 bis 2016 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lektorin am Institut für Geschichte/Zeitgeschichte der Karl-Franzens-Universität Graz und koordinierte dort von 2009 bis 2014 das Doktoratsprogramm „Migration – Diversität – Globale Gesellschaften“. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Frauen- und Geschlechterforschung, Migrationsforschung, Theatergeschichte, Widerstand (auch in ihrer wechselseitigen Vernetzung, insbesondere Theater-widerständige Akteur_innen-Migrationen).