Die polnische Avantgarde in Berlin

30.07.2017
 
Die Tagung reiht sich in die Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum der polnischen Avantgarde ein, die 2017 in Polen begangen werden. Thematisch umfasst sie vor allem die Beziehungen zwischen den polnischen Künstlern der Avantgarde und den Berliner Kreisen von den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.
Berlin stellt einen der Schlüsselorte auf der Landkarte transnationaler avantgardistischer Bewegungen dar. Es brachte und bringt immer noch Kulturschaffende unterschiedlicher Na-tionalitäten, Glaubens und Kulturen zusammen, darunter Künstler, Literaten, Dichter, Musi-ker, Theaterschaffende, Sammler und Kunstkritiker aus Polen. In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts machten insbesondere solche Künstler auf sich aufmerksam wie Sta-nisław Przybyszewski, die Gründer und Mitglieder der Posener Gruppe BUNT, die Mitglieder der Gruppen BLOK und Formiści (Formisten), innovative Kunsttheoretiker, Dichter und Schriftsteller (Tadeusz Peiper und Aleksander Wat) und heute schon klassische Künstler der Avantgarde internationalen Ranges wie Henryk Berlewi und Teresa Żarnowerówna. Sie alle waren aktive Mitglieder der Berliner Avantgarde, sie ließen sich von ihr inspirieren und sie brachten neue, in der westeuropäischen Kultur bislang unbekannte Ideen und Perspektiven im Hinblick auf Form und Ikonografie mit sich. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg hatten polnische Künstler an der Berliner Kunstszene teil, sie arbeiteten und lebten in Berlin und präsentierten ihre Werke u.a. auf der Berliner Biennale. Hier sind solche Namen zu nennen wie Katarzyna Kozyra, Jerzy Kosałka, Paweł Althamer, Wilhelm Sasnal oder etwa Artur Żmijewski als Kurator der 7. Biennale.
Die Tagung soll sich nicht nur auf Themen aus der Kunstgeschichte begrenzen, sondern Inte-ressierte sind auch dazu eingeladen, Referate aus der Literatur-, Theater-, Musik- und Film-wissenschaft einzureichen. Die Forschungsprobleme müssen dabei keine genauen chronolo-gischen Zäsuren haben.
In Anbetracht eines interdisziplinären Verständnisses des Paradigmas der polnischen Avant-garde in Berlin möchten wir den Blick insbesondere auf folgende Probleme und Forschungs-fragen richten:
  • Prozesse und Ursachen, die die Präsenz polnischer Avantgardisten in Berlin ermög-lichten, darunter der Einfluss politischer Ereignisse sowie gesellschaftlicher und kul-tureller Veränderungen
  • Transfer, Einfluss, Aneignungs-, Ablehnungs- oder Modifikationsprozesse von künstle-rischen Ideen
  • Kontakte zwischen deutschen und polnischen Künstlern, ihre gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe
  • Teilnahmen polnischer Avantgarde-Künstler an Ausstellungen, Konzerten und Vor-stellungen
  • deutsch-polnische (Berliner) Künstlergruppen
  • Rezeption der polnischen Kunst der Avantgarde in Berlin durch die Kunstkritik, Presse und Öffentlichkeit
  • die polnische Avantgarde vor dem Hintergrund des Berliner Kunstmarkts
  • kann die Kunst der Avantgarde als Träger nationaler oder kultureller Besonderheit – insbesondere im Ausland – fungieren, oder strebt sie eher nach einer universellen, transnationalen Form?
Bitte senden Sie Ihre Referatsvorschläge in Form von Abstracts (250 Wörter) in englischer oder deutscher Sprache sowie einen kurzen wissenschaftlichen Lebenslauf bis zum 30. Juli 2017 an die Emailadresse: malgorzata.stolarska-fronia@cbh.pan.pl
 
Die Tagung wird in deutscher und englischer Sprache stattfinden und ist für den 14.-15. Dezember 2017 angesetzt.
 
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