Hauptthema der neuesten Ausgabe sind die territorialen Plebiszite sowie die Prinzipien der Selbstbestimmung und des Schutzes der Rechte nationaler und ethnischer Minderheiten. Ausgangspunkt für dieses Thema war der 100. Jahrestag des sog. Kleinen Vertrags von Versailles im Jahr 2019. Dieser Vertrag war der erste internationale Rechtsakt, der sich mit dem Schutz nationaler, sprachlicher und religiöser Minderheiten befasste. Er war die Grundlage für ähnliche Lösungen unter anderem in Österreich, der Tschechoslowakei, Rumänien, Griechenland, der Türkei und Ungarn.
In der aktuellen Ausgabe von „Historie“ befassen sich Autoren aus Polen, Deutschland, Schweden und Ungarn in ihren Beiträgen mit der Frage der Plebiszite nach dem Ersten Weltkrieg in Oberschlesien, aber auch mit der polnisch-deutschen Rivalität um diese Region. Zu den Fragestellungen gehören das Schicksal der freien Städte Danzig, Klaipėda und Rijeka nach 1918, die Plebiszite an der österreichisch-ungarischen Grenze sowie Analysen der internationalen Position Polens nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit. Ein weiteres in „Historie“ behandeltes Thema ist die Darstellung der medialen Diskussionen über den wiedergeborenen polnischen Staat.
Ein wichtiger Bestandteil dieser Edition ist zudem die Herausgabe einer einzigartigen historischen Quelle - der Tagebücher der polnischen Schriftstellerin Aurelia Wyleżyńska, in denen sie ihre Erinnerungen an das von den Deutschen belagerte Warschau im September 1939 aufzeichnete. Ergänzt wird der Band durch Rezensionen wichtiger historischer Publikationen im Zusammenhang mit den deutsch-polnischen Beziehungen, darunter die politische Biografie Stanisław Stommas, verfasst von Radosław Ptaszyński unter dem Titel Stommismus.